Eine Augenuntersuchung bei einer Augenärztin oder einem Augenarzt folgt in der Regel einem festen Ablauf, beginnend mit einem Gespräch über Ihre Beschwerden und Sehstärke. Daraufhin wird oft ein Sehtest durchgeführt, um die Sehschärfe jedes Auges zu überprüfen. Anschließend untersucht die Ärztin oder der Arzt die Augen von außen und betrachtet sie genauer mithilfe einer Spaltlampe. Zudem wird der Augeninnendruck gemessen. Bei Bedarf werden Augentropfen verabreicht, um die Pupille zu erweitern, was eine bessere Beurteilung des Augenhintergrunds ermöglicht. Je nach individuellen Beschwerden und Vorerkrankungen kann dieser Ablauf variieren und durch zusätzliche Untersuchungen ergänzt werden.
Bestimmung der Sehschärfe
Die Sehschärfe ist ein Maß dafür, wie gut zwei Punkte getrennt wahrgenommen werden können. Je enger diese Punkte zusammenliegen und je weiter sie entfernt sind, desto schwieriger wird es, sie voneinander zu unterscheiden. Wer unsicher ist, ob sich ihre oder seine Sehleistung verschlechtert hat, kann die Sehschärfe bei Augenärzten:innen überprüft lassen. Für diesen Sehtest wird ein Auge abgedeckt, während man mit dem anderen Auge Sehprobentafeln oder ein Bild mit Buchstaben, Zahlen oder C-förmigen Zeichen in abnehmender Größe betrachtet. Die Sehschärfe zeigt an, welche Zeichen aus einer Entfernung von fünf Metern noch erkannt werden.
Die Augenärztin oder der Augenarzt prüft auch die Sehschärfe mit Lesetafeln aus etwa 30 Zentimetern Entfernung. Gegebenenfalls wird der Sehtest mit Korrekturgläsern wiederholt. Es folgen oft weitere Untersuchungen, um das Sehvermögen zu beurteilen. Dazu gehören Tests zum Farbsehen, bei denen man auf bunten Farbtafeln Zahlen oder Buchstaben erkennen soll. Auch die Augenbeweglichkeit und die Augenstellung zueinander werden überprüft. Letztere ist beispielsweise bei Schielen im Kindesalter verändert. Eine weitere wichtige Untersuchung ist die sogenannte Gesichtsfeldprüfung.
Die Gesichtsfeldprüfung
Das Gesichtsfeld ist entscheidend für die Orientierung im Raum. Verschiedene Krankheiten können zu Störungen des Gesichtsfelds führen, weshalb die Gesichtsfeldprüfung häufig bei Verdacht auf eine Schädigung der Netzhaut oder des Sehnervs eingesetzt wird, aber auch bei unklaren Kopfschmerzen oder Schwindel. Auch Augenerkrankungen wie das Grüner Star (Glaukom) oder die altersabhängige Makuladegeneration führen zu Veränderungen des Gesichtsfelds.
Das Gesichtsfeld bezeichnet den Bereich, den man sehen kann, ohne die Augen zu bewegen. Um das Gesichtsfeld zu untersuchen, wird ein Perimeter verwendet - ein Gerät, mit dem auf die Innenwand einer Hohlkugel geblickt wird. Dabei wird der Kopf leicht in eine Halterung gestützt, und man fixiert einen Punkt in der Mitte der Wand. Das Gerät lässt dann Lichtpunkte an verschiedenen Stellen der Kugelwand aufleuchten, die sich bewegen oder heller werden. Sobald eine Lichtänderung wahrgenommen wird, sollte auf eine Taste gedrückt werden. Auf diese Weise werden die Grenzen des Bereichs ermittelt, in dem die Patienen:innen noch etwas wahrnehmen können.
Die Spaltlampen-Untersuchung
Die Spaltlampen-Untersuchung ist eine wichtige Methode in der Augenheilkunde, bei der ein Untersuchungsmikroskop verwendet wird, um das Auge von außen zu betrachten. Sie wird von der Ärztin oder dem Arzt durchgeführt, indem Patienen:innen das Kinn auf eine Stütze legen und die Augen nacheinander untersucht werden. Die Bezeichnung "Spaltlampe" kommt von dem schmalen, scharf begrenzten Lichtstrahl, der in das Auge einfällt. Durch die Einstellungen der Lampe können fast alle Augenabschnitte bis zur Netzhaut im Augenhintergrund in bis zu 60facher Vergrößerung betrachtet werden: das vordere, mittlere und hintere Auge. Moderne Spaltlampen verfügen auch über eine Vorrichtung zur Messung des Augeninnendrucks.
Die Augenspiegelung
Mit einem Augenspiegel ist es möglich, durch die Pupille hindurch auf den Augenhintergrund zu schauen und die Netzhaut, den Sehnerv, die Blutgefäße und die Aderhaut zu untersuchen. Diese Untersuchung wird auch Ophthalmoskopie oder Funduskopie genannt. Etwa 20 Minuten vor der Augenspiegelung werden Augentropfen zur Erweiterung der Pupillen verabreicht. Es gibt zwei verschiedene Methoden der Augenspiegelung: die direkte Augenspiegelung und die indirekte Augenspiegelung.
- Bei der direkten Augenspiegelung führt die Ärztin oder der Arzt ein spezielles Untersuchungsgerät nah ans Auge heran und betrachtet den Augenhintergrund durch eine starke Lupe. Diese Methode ermöglicht eine detaillierte Beurteilung der Mitte des Augenhintergrunds, einschließlich des Sehnervs, der Eintrittsstelle der Blutgefäße und des gelben Flecks.
- Bei der indirekten Augenspiegelung wird eine Lupe mit einer Lichtquelle verwendet und das Auge wird aus etwa 60 Zentimetern Entfernung untersucht. Dadurch kann ein größerer Bereich des Augenhintergrunds betrachtet werden, was einen besseren Überblick und eine dreidimensionale Sicht ermöglicht. In einigen Fällen kann die indirekte Augenspiegelung auch mit einer Spaltlampe kombiniert werden, um das Netzhautbild stark zu vergrößern und besser zu beleuchten.
Die Augenspiegelung kann wichtige Informationen über den Zustand der Netzhaut und des Sehnervs liefern. Sie ermöglicht die Erkennung von Krankheiten wie Netzhautablösungen oder Schäden am Sehnerv. Zudem ist sie bei Patienten:innen mit Diabetes oder Bluthochdruck sinnvoll, um die feinen Blutgefäße des Auges zu untersuchen. Aufgrund der Augentropfen zur Pupillenerweiterung ist man nach der Untersuchung einige Stunden lichtempfindlich und die Sicht kann etwas verschwommen sein.
Die Messung des Augeninnendrucks
Die Messung des Augeninnendrucks, auch Tonometrie genannt, ist eine häufige Untersuchung in der Augenarztpraxis. Der Augeninnendruck entsteht durch das Gleichgewicht zwischen der Produktion von Kammerwasser im Auge und dessen Abfluss. Wenn das Kammerwasser nicht normal abfließen kann und sich staut, steigt der Augeninnendruck an. Ein normaler Augeninnendruck liegt bei Erwachsenen zwischen 10 und 21 mmHg. Es gibt verschiedene Methoden, den Augeninnendruck zu messen:
- Bei der Applanations-Tonometrie wird die Hornhaut zuerst mit Augentropfen betäubt. Anschließend wird ein kleiner Messkörper auf die Hornhaut aufgesetzt, der einen leichten Druck auf das Auge ausübt. Dabei wird der Druck gemessen, der nötig ist, um die Hornhaut auf einer Fläche von drei Millimetern abzuflachen, was dem Druck im Inneren des Auges entspricht.
- Eine andere Methode ist die sogenannte Non-contact-Tonometrie. Dabei wird der Augeninnendruck mit einem kurzen Luftstoß auf die Hornhaut gemessen. Beide Untersuchungen sind nicht belastend und schmerzfrei.
Weitere Untersuchungen
Bei bestimmten Augenerkrankungen können weitere spezielle Untersuchungen notwendig sein, um eine genaue Diagnose zu stellen und die Behandlung zu planen. Eine solche Untersuchung ist die Fluoreszenz-Angiografie der Netzhaut. Hierbei wird eine Farbstofflösung in die Armvene injiziert, die sich in alle Blutgefäße einschließlich der Netzhaut ausbreitet. Mit einer speziellen Kamera kann die Ärztin oder der Arzt dann Gefäßveränderungen im Auge beurteilen. Eine weitere wichtige Methode ist die optische Kohärenztomografie. Dabei wird mit einem Laserlicht die Netzhautdicke und eventuelle Flüssigkeitsansammlungen im Bereich der Netzhaut gemessen.